Wir wünschen allen Freunden und Mitstreitern frohe Weihnachtstage und im Jahr 2010 viele gute Stunden!
Das Netzwerk Wasser Osttirol wird sich wie bisher dafür einsetzen, dass unsere noch verblieben Bäche und Flüsse unzerstört für die Allgemeinheit erhalten bleiben; wir werden auch immer wieder auf sinnvolle Alternativen zur Gewässerzerstörung hinweisen. Wir danken für Ihr bisheriges Interesse und ersuchen Sie um weitere Unterstützung.
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Die EU-Kommission kritisiert massiv den Entwurf des österreichischen Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplanes (NGP), berichtet heute der Umweltdachverband in einer Presseaussendung:
Überzogene Ausbauziele der Wasserkraft, keine Berücksichtigung von Schutzgebieten, kein Vorrang für Revitalisierungen und Effizienzsteigerungen. Das 34%-Ziel Österreichs für erneuerbare Energien kann auch mit Einsparungsmaßnahmen erreicht werden; es gibt kein vorwiegendes Interesse am Ausbau der Wasserkraft.
Damit wird die Kritik der österreichischen Umweltverbände vollinhaltlich bestätigt; sollte die derzeitige Formulierung des NGP beibehalten werden, sind Beschwerden an die EU-Kommission unumgänglich.
"Finanzdesaster in Tiroler Ort" vermerkte die Kronenzeitung gestern über Matrei i.O. auf ihrer Titelseite und beschreibt dann die Situation.
Ein Budgetexperte hatte den Haushaltsplan der Gemeinde Matrei i.O. untersucht. Die Gesamtzinsbelastungen sind schon nahezu so groß wie die Einnahmen der Gemeinde. "Aus eigener Kraft ist die Gemeinde nicht mehr in der Lage, diesen Schuldenberg zu tilgen."
Die Schulden der Gemeinde Matrei wurden auch früher schon mehrfach geschildert (z.B. Tiroler Tageszeitung 2008 und 2009).
Auf eine Anfrage des Rechnungshofes zu Matreis bedrohlicher Finanzsituation hatte die Gemeindeführung im Februar 2009 einen Bericht erstellt, in welchem das erhoffte Kraftwerk Tauernbach als "Zukunftsperspektive" und "finanzielles Sanierungskonzept" aufscheint.
In der heutigen Tiroler Tageszeitung bestätigt nun BM Köll selbst, dass er das Kraftwerk Tauernbach als Voraussetzung für den Schuldenabbau sieht.
Wieder eine deutliche Bekräftigung dafür, dass dieses Tauernbach-Kraftwerk, welches stromwirtschaftlich unsinnig ist und nur als Sommerkraftwerk liefe (kaum ein Drittel der Jahresstunden mit voller Leistung in Betrieb, monatelanger Stillstand im Winter!), offensichtlich zur politischen Rettung eines Bürgermeisters und Landtagsabgeordneten errichtet werden soll.
"Das Steinkohlekraftwerk ist GEKIPPT" freut sich die "Gemeinsame Bürgerinitative gegen das Steinkohlekraftwerk in Lubmin" - nachzulesen auf ihrer Website, die den langen Weg des Widerstandes gegen ein gigantisches Steinkohlekraftwerk an der Ostsee nachzeichnet.
Dies bedeutet auch das AUS für eine TIWAG-Heuchelei; unsere so saubere "Tiroler Wasserkraft AG" wollte sich nämlich an dieser schmutzigen Stromerzeugung beteiligen. (Leider nicht das Aus für jeden Schmutzstrom - die Atomstrom-Bezüge der TIWAG bleiben ja weiterhin aufrecht).
Netzwerk Wasser Osttirol gratuliert den Bürgern an der Ostsee, die sich so konsequent in ihre eigenen Angelegenheiten gemischt und diesen Erfolg für eine unbelastete Zukunft ihres Lebensraumes erkämpft haben!
Auch wenn sich Tirols LH Platter noch immer mehr Wasserkraftwerke wünscht und den verantwortlichen Minister rügt, weil er eine EU-Verpflichtung erfüllt und den Nationalen Gewässerbewirtschaftunsplan erstellt - diesesmal gibt die Österreichische Energieagentur Nachhilfe für unsere Wasserkraft-Autisten:
In einem Symposium in Wien wurde nunmehr aufgezeigt, wie moderne Heizsysteme gleichzeitig auch Strom erzeugen können, der selbst verbraucht oder ins Netz eingespeist werden kann. Eine solche dezentrale Stromerzeugung aus Heizungen erhöht die Unabhängigkeit der Verbraucher und die Versorgungssicherheit; zudem erzeugt sie Strom gerade dann, wenn am meisten benötigt wird und die vielgelobte Wasserkraft am wenigsten bringt. Beim Einsatz CO2-neutraler Brennstoffe wie Biomasse ist sie noch dazu absolut klimafreundlich und erfolgt ohne jegliche Zerstörung unserer Landschaft.
Weitere, nahezu unbegrenzte Möglichkeiten bietet auch die Photovoltaik. Im "Wasserkraftland Österreich" allerdings liegt ihre Förderung im Argen; Tirol selbst steht wiederum in Österreich bezüglich installierter Sonnenstromanlagen an letzter Stelle. Deutschland zeigt uns, wie es anders sein könnte: Dort sind die Steuererträge aus der Photovoltaik größer als deren Förderungskosten, dort nimmt die Solarstromerzeugung unaufhaltsam zu und hat den zwanzigfachen Vergleichswert Österreichs erreicht.
... und wenn Stromkonzerne noch so mauern - auch bei uns wird ihre Vormachtstellung zu schwinden beginnen.
Der Rechnungshof hatte schon zu Jahresanfang gewarnt. Nun bescheinigt sogar die EU unserem Land: Österreich ist europäisches Schlusslicht in Klimaschutzmaßnahmen.
Fehlende Wärmedämmungen und der ausufernde Verkehr (Zunahme seit 1970 um 70%!) sind die Hauptursachen für diese beschämende Situation - genau jene Umstände, die durch Aufstau oder Ableitung auch unserer letzten Gewässer nicht wettgemacht werden können, wie von uns im Jänner des J. dargelegt wurde; - siehe dazu auch "Tirols Energieanalphabeten".
Jahrzehntelang hat unsere sogenannte Energiepolitik auf dem Faulbett der ach so "sauberen Wasserkraft" alle anderen Notwendigkeiten schlicht ignoriert; sogar vor wenigen Tagen noch lehnte ein österreichischer Wirtschaftsminister ein Forcieren von Wärmedämmmaßnahmen ab, obwohl es doch viel sinnvoller wäre, in CO2-Reduzierungsmaßnahmen zu investieren, anstatt 1 Milliarde Strafsteuern für den Zukauf von CO2-Zertifikaten bis 2013 an Brüssel abzuliefern.
Die "Salzburger Nachrichten": "Klimaschutz: Große Ansage, nichts erreicht".
Tarnen und Täuschen ist permanente Praxis in der österreichischen Stromwirtschaft, auch beim Tiroler Stromkonzern TIWAG.
Die "Atom-Birne 2009" verlieh der Umweltdachverband zwar einer Tochter des mit "sauberer Wasserkraft" werbenden Verbundkonzernes; unter den weiteren "schwarzen Schafen" als Atomstromanbietern findet sich aber auch der im Eigentum Tirols stehende Stromkonzern TIWAG, welcher unter der Tarnung "Tiroler Wasserkraft" seinen Kunden nach wie vor noch jede Menge Atomstrom verkauft.
Als weitere Tarnung schildert die TIWAG heute in tirolweiten Werbebeilagen, wie sie nun mit ungebrochenem Innovationstrieb ihr "Photovoltaik-Engagement" an der Inntalautobahn weiterführt, wo sie mit ihren "PV-Pilotprojekten absolutes Neuland beschritten" habe (von uns schon unlängst kommentiert) und nunmehr sogar einen Datenlogger einsetze.
[Download /home/.sites/59/site8594624/web/media/tauernbach_tal_gr.jpg nicht gefunden!]Eine üble Täuschung des detailunkundigen Lesers stellt die Behauptung in dieser heutigen TIWAG-Propagandaschrift dar, dass in einer Meinungsumfrage "fast 70 Prozent der Bevölkerung" für das neue Tauernbachprojekt gestimmt hätten. Die Fragestellung lautete nämlich nicht, ob man eine Ableitung des Tauernbaches wünsche oder nicht, sondern ob man lieber ein kleineres Projekt als das zuvor geplante große Pumpspeicherwerk Raneburg-Matrei wolle. Verwunderlich, dass da 73 % für das kleinere Übel waren?
Dass dieses Projekt als "Laufkraftwerk" bezeichnet wird, ist zumindest eine fromme Übertreibung, wenn nicht auch eine Täuschung: Von den fast 9000 Stunden, die ein Kalenderjahr aufweist, könnte das Tauernbachkraftwerk kaum 3000 Stunden mit voller Leistung laufen; im Winterhalbjahr stünde es monatelang still. Die TIWAG plant hier (auch ein "Pilotprojekt in absolutem Neuland"?) kein Lauf-, sondern ein Stehkraftwerk.
Die Grenzen der Wasserkraft zeigt der WWF in seinem "Ökomasterplan" für Österreichs Gewässer auf und fordert, dass die Ökologie einen gleichartigen Stellenwert wie die Forderungen der E-Wirtschaft bekommt.
„Unsere Fließgewässer wurden jahrzehntelang verbaut, ausgeleitet oder zu Flussleichen in Betonsärgen verstaut. Mit diesem Aderlass muss jetzt Schluss sein – die Flüsse haben ihre Schuldigkeit getan! Die Bedeutung der Wasserkraft für die zukünftige Energieversorgung wird derzeit in einer beispiellosen Gehirnwäsche hochstilisiert
– in Wahrheit dient sie nur einigen Kraftwerksprojektanten der E-Wirtschaft, die durch Energiekrise und Klimawandel Aufwind verspürt“ (Dr. Bernd Lötsch, Generaldirektor des Naturhistorischen Museums Wien).
Die Ergebnisse der WWF-Analyse liegen in verschiedenen Kartendarstellungen wowie einer Zusammenfassung vor und können hier abgerufen werden. Auch eine Petition zum Schutz der Fließgewässer braucht noch Unterstützer.
Ein Fazit der Analyse: "Rund 20 Prozent der Flussstrecken befinden sich noch in einem „natürlichen“ oder „naturnahen“ Zustand. Dazu gehören etwa das „Flussheiligtum“ Tiroler Lech, die Isel in Osttirol oder die steirische Salza. Diese Flussjuwele müssen unbedingt vor der Wasserkraftnutzung geschützt werden."
"Warum eine Attraktion versperrt bleibt" erklärt ein Kommentar Gottfried Rainers in der Tiroler Tageszeitung; auch wir hatten ja schon in unserer Fotoreportage Tauernbach und in "Vernebelungstaktik Tauernbachkraftwerk" auf die Hintergründe dieses energiewirtschaftlich mehr als fragwürdigen Projektes hingewiesen.
Die Stimmung in Matrei nach der Präsentation des Kraftwerksprojektes am Tauernbach durch die TIWAG hält die Kleine Zeitung fest: "Klamm als Faustpfand". Bürgermeister Köll und TIWAG hatten ja die rosigsten Farben bemüht: "Kein Speicher, kein Schwallbetrieb, kein Ausgleichsbecken, keine Beileitung von Seitenbächen" - so zumindest ihre derzeitige Darstellung. (In der im Gemeinderat verteilten Mappe ist allerdings nur von einer Anlage "ohne Pumpspeicherung" die Rede und damit ein Tages- oder Wochenspeicher nicht ausgeschlossen. Aber auch ein Pumpspeicher könnte jederzeit dazugebaut werden; das hatte TIWAG-Wallnöfer selbst seinerzeit im "Osttiroler Bote" angekündigt. Garantien, dass nie ein Speicher am Tauernbach kommen wird, konnte Wallnöfer in Matrei nicht abgeben).
In Matrei ist man jedenfalls dabei, die Fußangeln von TIWAG-Projekt und Bürgermeister-Verheißungen zu orten und zu überlegen, ob man einiger augenblicklicher Köder wegen den rauschenden Tauernbach, den längsten und mächtigsten Gletscherbach der Gemeinde, im Vorfeld des Nationalparks Hohe Tauern für Jahrzehnte amputieren lassen soll. Besonders schmerzlich wäre für viele Matreier eine Beeinträchtigung der Prosseggklamm, dieses Landschaftsjuwels vor ihrer Haustüre.
Da ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen.
"Die TIWAG informiert sehr diskret" berichtete die Tiroler Tageszeitung über die morgige Präsentation des TIWAG-Projektes am Tauernbach vor dem Matreier Gemeinderat; die Öffentlichkeit wird dort sehr eingeschränkt Platz finden.
Möglichst gar nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist aber ein Dokument, welches nach einem heutigen Bericht der Kleinen Zeitung "echte Knüller" enthält und das auch als mahnendes Beispiel ("Matreier Kuhhandel") den Menschen im Kaunertal, Paznaun, Stanzertal, Pitztal, Ötztal und Stubai dafür präsentiert wird, ´wie weit „unsere“ politischen Vertreter in ihren Mauscheleien mit der TIWAG bereit sind zu gehen, wenn wir es so weit kommen lassen´.
Wie die Gespräche mit dem Matreier Gemeinderat erkauft wurden, wie Bürgermeister Köll sein z.T. an die E-Wirtschaft verkauftes Rathaus wieder in vollen Besitz bekommen will, welche Schweigegelder für Verbände und Vereine bezahlt werden sollen, was sonst noch in der seitenlangen Wunschliste steht und wie mit einem generellen Blankoscheck die Gemeinde auf alle Einwendungen im Umweltverträglichkeitsverfahren verzichtet und sich von vorneherein verpflichtet, "in allen weiteren behördlichen Verfahren ihre Zustimmung zu erteilen" -
das können Sie hier in vollem Umfang nachlesen.
In einer österreichweiten Aussendung geißelt der Umweltdachverband (UDV) massiv die Scheinheiligkeit der E-Wirtschaft, welche den Klimaschutz als Deckmantel für massive Ausbaupläne an unseren letzten verbliebenen Flüssen missbraucht und gleichzeitig in noch viel größerem Umfang thermische Kraftwerke errichtet.
Auch anderswo zeigt sich die einseitige Lobbyarbeit der E-Wirtschaft: In der eben beschlossenen Novelle des Ökostromgesetzes wird neben Wind- vor allem wieder die Wasserkraft gefördert. Eineinhalb Jahre standen die Alternativenergien in Österreich in Geiselhaft energiehungriger Konzerne, welche für sich umfangreiche Ausnahmeregelungen forderten und damit die Neufassung blockierten. Für die Photovoltaik steht wiederum nur ein Hungerbetrag zur Verfügung, obwohl eine Unzahl privater Interessenten auf eine kleine Unterstüzung ihrer Bemühungen wartet. Aller Voraussicht nach wird sich das Chaos um die Vergabe dieser unzulänglichen Mittel wiederholen.
Auch die Aktion "RAUS aus EURATOM", die auf ihrer Österreichtour in Lienz Station machte, fordert zusammen mit regionalen Organisationen einen Austritt Österreichs aus EURATOM und die Verwendung der dadurch freiwerdenden Gelder für erneuerbare Energien. Angeprangert wird auch die Atomstrompolitik der TIWAG, berichtet oekonews.
Allerdings: Ganz hoffnungslos ist auch in Tirol die Situation des Sonnenstromes nicht - besitzt unser Land ja in der TIWAG ein Unternehmen, welches immer wieder Weltneuheiten im Bereich der Photovoltaik zu kreieren versteht. Wir haben dazu schon das Beispiel Kraftwerk Dorferbach angeführt und bringen heute eine andere epochale Erfindung. "Tirol wird mit dieser Weltneuheit zur Vorzeigeregion auf dem Gebiet der Fotovoltaik" tönte die TIWAG in der Tiroler Tageszeitung.
Unser Bild zeigt die Realität: Ein kümmerlicher Saum von Solarpaneelchen, durch Haltebleche an die Oberkante einer Lärmschutzwand gesetzt, mit einem Gesamtertrag, den die meisten Häuslbauer-Anlagen übertreffen. Gleisdorf in der Steiermark hat schon vor mehr als einem halben Jahrzehnt eine echte multifunktionale Lärmschutzwand mit einer mehr als zwanzigfachen Stromleistung installiert.
Weltmeisterlich sind also höchstens die Werbetrompeten der TIWAG und die Unverfrorenheit, mit welcher die Menschen für dumm verkauft werden sollen.
Folgebeiträge zur Stellungnahme des Amtes der Tiroler Landesregierung zum Tauernbach-Projekt:
"Landesbeamte waren gegen Tauernbachkraftwerk" (Osttiroler Bote 3.9.2009)
"Aufregung um Tauernbach-Expertise" (Kleine Zeitung 4.9.2009)
Auch die Wortmeldungen zu diesem Thema im Forum von "DieTiwag" nehmen weiter zu.
Und noch eine Ergänzung: "Spitzel ...", "Maulwurfssuche ..." Wie eine Tiroler Landeszeitung die interne Aufregung um das Bekanntwerden einer "belanglosen Stellungnahme" zu verharmlosen versucht (TT 5.9.2009).
Weitere Reaktionen auf die Veröffentlichung der internen Stellungnahme des Amtes der Tiroler Landesregierung zur Sinnhaftigkeit des Tauernbach-Projektes:
"Tiwag und Land unter Zugzwang" (Tiroler Tageszeitung 2.9.2009)
"Aufruhr im Landhaus" (Kleine Zeitung 2.9.2009)
Vielsagend sind auch die Wortmeldungen zu diesem Thema im Forum von "DieTiwag"
[Download /home/.sites/59/site8594624/web/media/tauernbach_tal_gr.jpg nicht gefunden!] Was wir schon früher berichteten – und auch der Energiebeauftragte Tirols bestätigte -, stellt nun das Amt der Tiroler Landesregierung klar fest: Das vom der TIWAG vorgelegte (und von Matreis Bürgermeister LA A. Köll zur Rettung seiner Gemeindefinanzen herbeigebetete) Projekt Tauernbach ist in seiner nunmehrigen Form energiewirtschaftlich „massiv in Zweifel zu ziehen“, wäre nur mit Speicher (!) sinnvoll, bekäme Schwierigkeiten mit der Wasserrahmenrichtlinie und ist weder im Großen noch im Kleinen glaubwürdig, wie in einer ganz aktuellen Dokumentation nachzulesen ist.
Auch die morgige "Kleine Zeitung" schildert und kommentiert den Vorgang.
Nun soll es ernst werden für Tirols verbliebene Gewässer:
Nicht nur, dass laut TT von 22.8.2009 das Land Tirol "unter Federführung von LHStv. Toni Steixner (einem der Energie-Analphabeten Tirols) Dutzende neue Kraftwerke in Kooperation mit den Gemeinden forcieren" will -
- auch die TIWAG will neben anderen Kraftwerksprojekten wie Sellrain-Silz, Kaunertal, Oberer Inn nun auch das Vorhaben Tauernbach voranbringen.
LA Bgm. A. Köll hat hierfür ja schon intensive Vorarbeit in Matrei geleistet (siehe z.B. Vernebelungstaktik Tauernbachkraftwerk und Fotoreportage Tauernbach ). Außer blumigen Versprechungen wurde auch die moralische Keule bemüht: Auf eine Anfrage des Rechnungshofes zur Matreis bedrohlicher Finanzsituation erstellte die Gemeindeführung einen Bericht, in welchem das erhoffte Kraftwerk Tauernbach als "Zukunftsperspektive" und "finanzielles Sanierungskonzept" aufscheint, dem die Zustimmung aller Fraktionen gebühre. Ein Schuft also, wer sich gegen eine finanzielle Sanierung der Gemeinde stellte, und wenn sie auch mit einem energiewirtschaftlich unsinnigen Kraftwerksbau erkauft werden sollte. So stimmte nun auch der Gemeinderat mehrheitlich dafür, mit der TIWAG Verhandlungen über das Kraftwerksprojekt Tauernbach aufzunehmen.
Nach welcher Methode Bgm. Köll Gemeinderatssitzungen abhält, schildert Catharina Oblasser.
Schweigegeld? Und auch diese Katze kommt endlich aus dem Sack: 1 Million Euro - so berichtet heute die "Kleine Zeitung", soll der Tourismusverband als Zuwendung von der TIWAG bekommen. Ein Schweigegeld, welches das nachgerade schon peinliche Stillschweigen des offiziellen Osttiroler Tourismus zum Ausbluten unserer Täler durch immer neue Kraftwerksanlagen erklären könnte. Übrigens - auch im Tourimusverband ist A. Köll in führender Position und wird für den erhofften Geldsegen schon Verwendungen finden.
Gerade hatte Wallnöfer beim Spatenstich zum Dorferbach-Kraftwerk in Prägraten versucht, mit der Drohung einer Stromknappheit immer weitere Gewässeropfer in Osttirol zu erpressen, da entdeckten wir die Werbung der TIWAG- Tochtergesellschaft "TIWAG Italia" für "Direktexport" von "Wasserkraft aus den Tiroler Bergen".
Inzwischen ist es nicht nur um den Plan einer 380 kV-Exportleitung über Osttirol nach Italien ruhig geworden, sondern auch um die "TIWAG Italia" selbst. Sie wird womöglich die nächsten Monate nicht überleben, wie aus dem letzten Geschäftsbericht der TIWAG zu erschließen ist.
Merke: Auch TIWAG-Bäume wachsen nicht in den Himmel.
Schon mehrmals gab es große Aufregung um ein Kraftwerksprojekt, für welches zuerst die TIWAG und später dann ein Unternehmer aus Assling einen großen Abschnitt des verbliebenen Debantbaches ausleiten wollte. Wenn es eine Zeitlang so aussah, als ob der Debantbach in Ruhe fließen dürfte - mit dieser Ruhe ist es nun vorbei. Im Boten von Tirol ist die Wasserrechtsverhandlung für den 13. und 14. Oktober 2009 angekündigt. Der Debantbach soll an der Krone der Geschiebesperre erfasst und von hier bis zu einem neuen Krafthaus beim Wirtshaus in der Säge ausgeleitet werden. Die im gesamten Winterhalbjahr erzeugte Strommenge wäre ein bloßes Viertel der Jahresproduktion.
Der Betreiber lockt über eine Innsbrucker Anwaltskanzlei die Grundbesitzer mit Versprechungen.
Die Ausleitungsstrecke beträfe genau jenen Abschnitt, in welchem der weißschäumende Bach als wesentlicher Teil des Tales den Besucher entlang des Weges begleitet.
Netzwerk Wasser Osttirol spricht sich mit aller Entschiedenheit gegen eine weitere Ausleitung des Debantbaches aus.
Die Gewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft; neue Bäche und Flüsse wachsen nicht nach; Landschaft ist unvermehrbar. Die Bewahrung von Allgemeingut ist wichtiger als ein finanzieller Vorteil Einzelner.
"Chaos pur beim Sonnenstrom" befand die Kleine Zeitung; "Schluss mit kleinkariertem Denken" fordert "oekonews" als Reaktion auf die beschämenden Vorgänge bei der gestrigen Zuteilung der Photovaltikförderung; andere Medien klingen ähnlich.
Seit langem großspurig angekündigt und nunmehr äußerst dilletantisch durchgeführt: 18 Millionen Euro vergab der Klimafonds, Anträge wurden nur online entgegengenommen, der hoffnungslos überlastete Server brach zusammen und viele tausende leer ausgegangene solarwillige Österreicher fühlen sich regelrecht verspottet, wenn der Klimafonds-Geschäftsführer feststellt, dass die Bevölkerung "eine hohe Bereitschaft hat, in eine umweltfreundliche Energiezukunft zu investieren" - von den mehr als sechstausend Anträgen, die schon bis Mittag eingegangen waren, kann mit dem vorgesehenen Geld maximal ein Viertel unterstützt werden.
Dafür zahlt Österreich an Euratom heuer nach Schätzungen von "Raus aus Euratom" mindestens 100 Millionen Euro. Mit diesem Geld hätte man zumindest alle gestrigen Anträge bedienen können; jeder dieser Bürger wäre für eine Unterstützung einer heimischen, nachhaltigen, absolut ungefährlichen und rückstandslosen Stromgewinnung dankbar gewesen.
Eine Schande für den Umgang mit Bürgern, eine Blamage für Österreichs Klimapolitik!
Osttirol ist dem übrigen Tirol auch in der Gewinnung von Sonnenstrom himmelweit voraus.
Nach der letzten Erhebung von Martin Kollnig (sune-solution) liegt die im Bezirk Lienz installierte Leistung in der Größenordung von 300 kWp. Dies bedeutet, dass pro Einwohner in unserem Bezirk etwa 6 Wp installiert sind, gegenüber 0,83 Wp im restlichen Tirol.
Damit bestätigt sich neuerlich die Vorbildfunktion Osttirols für das übrige Tirol, wie schon früher an anderen Beispielen dargelegt wurde.
Wäre ganz Tirol so gut wie Osttirol, so läge es im Bundesländervergleich gleich nach Vorarlberg an zweiter Stelle in Österreich. So aber befindet es sich nach der aktuellen Statistik - siehe auch obiges Bild - der Solarbundesliga der österreichischen Kommunen an allerletzter Stelle.
Wenn Herr LHStV. Steixner vor einiger Zeit vollmundig davon sprach, "dass Tirol bei der Photovoltaik Österreichs Nummer eins werden wolle", wird er als für die Energiepolitik Tirols Verantwortlicher noch viel zu tun haben.
Zur Erinnerung: Die Solarförderung Tirols für das ganze Jahr 2009 betraf etwa 40 Anlagen und war innerhalb von 5 Minuten ausgeschöpft.
Netzwerk Wasser Osttirol dankt allen Solarstromerzeugern im Bezirk, die ein engagiertes Beispiel dafür geben, wie Strom auch ohne Naturzerstörung nachhaltig gewonnen werden kann.
Die TIWAG wird eine Strompreiserhöhung um 5,2 Prozent durchführen, obwohl der E-Regulator Walter Boltz (sonst der E-Wirtschaft sehr verbunden) davon spricht, dass die Strompreise in Österreich zu hoch sind.
Letzlich allerdings verständlich: nicht nur Cross-Border-Risiken kosten Geld (auch wenn das bei uns in Tirol permanent verharmlost wird), sondern ebenso neue Wasserkraftwerke - so unsinnige wie das Ausleitungsprojekt Tauernbach sogar besonders viel.
Das Ausleitungskraftwerk am Tauernbach ist stromwirtschaftlich nicht sinnvoll, stellte der Energiebeauftragte des Landes Tirol fest, wie die Tiroler Tageszeitung berichtete.
Diese seine fachliche Meinung ist allerdings politisch unbequem; dass er gerade noch einmal davonkam, schildert Gottfried Rainers Kommentar in der TT.
Das Ausleitungskraftwerk am Tauernbach ist stromwirtschaftlich nicht sinnvoll, stellt sogar der Energiebeauftragte des Landes Tirol fest, wie die Tiroler Tageszeitung berichtet (und was wieder für die von der E-Wirtschaft angegeben Speichervariante - s.u.- spricht).
Kraftwerksfan LHStV. Steixner verteidigt zwar dieses seinem Parteibruder LA Bgm. Köll zugedachte Kraftwerk weiter; aber er hätte ja auch schon früher bedenkenlos ein paar Täler seiner Bauern für die TIWAG geopfert.
Was LA Bgm. Köll von Matrei i.O. rundum als "kleineres Laufkraftwerk am Tauernbach ohne jedweden Speicher" verharmlost, würde in Wirklichkeit doch etwas anders aussehen. Jedenfalls zählt der Verband der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ) in seiner aktuellen Monatszeitschrift von Mai 2009 unter den „Aktuellen Kraftwerksprojekten der österreichischen E-Wirtschaft“ das Kraftwerk Tauernbach als Speicherkraftwerk mit 80 MW Leistung auf; geplante Netzeinspeisung im Jahr 2015.
Lesen Sie bitte selbst nach.
Wer spielt hier nun mit falschen Karten?
"Die bestehenden Kraftwerke in der Prosseggklamm werden als neues Laufkraftwerk ... revitalisiert", erzählt Bürgermeister Köll von Matrei i.O. im (erstmals in Osttirol erschienenen) Bezirksblatt vom 20.5.2009; die TIWAG werde alle Wünsche der Gemeinde und Talschaft erfüllen.
Allerdings:
Die so harmlos erscheinende Bezeichnung "Revitalisierung" ist nicht nur als bloße Untertreibung, sondern als eklatanter und gezielter Täuschungsversuch der Öffentlichkeit zu sehen.
Dass der Tauernbach, an dem die TIWAG derzeit lediglich einige hundert Meter innerhalb der Prosseggklamm bei Matrei Nutzungsrechte besitzt, nun über eine mehr als dreißigfache Strecke ausgeleitet werden soll, mit späterer Option auf Erweiterungen wie Schwellbetrieb und zusätzlichem Pumpspeicher im Landecktal, wird geflissentlich verschwiegen.
Dass eine solche massive Ausleitung des Tauernbaches auch bedeutende Geschiebe- und Sedimentprobleme für die Isel zur Folge hätte und sich bis in die obere Drau fortsetzen würde, wird mit keinem Wort erwähnt. Der Tauernbach bringt ja in Matrei gleichviel Wasser in die Isel, wie diese dort selbst führt.
Übergangen wird auch die energiewirtschaftliche Unsinnigkeit eines Gletscherbach-Laufkraftwerkes, welches im Winter aus Wassermangel monatelang keinen Strom liefern könnte.
Verheimlicht wird vor allem die politische Dringlichkeit dieses TIWAG-Werkes: Die Gemeinde Matrei i.O. scheint immense Schulden zu haben, wie mehrfach berichtet wurde (z.B. Tiroler Tageszeitung 2008 und 2009, Kleine Zeitung 2009). Man hofft, mit Zuwendungen der TIWAG im Rahmen des Kraftwerksbaues die bedenkliche finanzielle Situation der Gemeinde zu entschärfen. Dies wird sogar in einem offiziellen Bericht Matreis zur Finanzsituation dargelegt, der am 23.2.2009 auf eine Anfrage des Bundesrechnungshofes hin erstellt wurde. Auch hier ist absolut verharmlosend von "nur mehr Ausbau der in der Prosseggklamm bereits bestehenden TIWAG-KW-Standorte" die Rede.
Ein Gletscherfluss als Schuldentilger?
Informieren Sie sich in unserem ausführlichen Bildbericht über den Tauernbach und seine Kraftwerkshintergründe.
Tiroler Energiewirklichkeit in der "Woche der Sonne":
Die "Tiroler Wasserkraft" will sich an Kohlestrom beteiligen (siehe unten) und für neue landschaftsfressende Kraftwerke in Tirol unsere Beamtenschaft missbrauchen ("Wir hoffen bei den Kraftwerken auf eine Gesetzesanpassung und die Mithilfe einer schlagkräftigen Behörden- organisation" - Tiroler Tageszeitung, 9. Mai 2009).
Die Tiroler Landesregierung sah für dieses Jahr eine Photovoltaikförderung vor, die innerhalb von fünf Minuten (!) nach Einreichtermin vergeben war; unterstützt werden heuer in unserem Lande ganze 40 Hausanlagen, im Vorjahr waren es überhaupt nur 20. Zum Vergleich: Oberösterreich förderte 2008 und 2007 jeweils über tausend solcher Sonnenstromeinrichtungen.
Trotz dieser Ignoranz von Politik und Stromkonzernen lassen sich Bürger nicht entmutigen und setzen eigene Schritte, um auch für die Stromerzeugung die unerschöpfliche und für unseren Planeten umweltfreundlichste Energieform zu nutzen. Osttirol hat in Tirol bereits einen überproportional hohen Anteil an Photovoltaikanlagen; passend zur laufenden "Woche der Sonne" ist in Lienz wieder eine Privatanlage der neuesten Generation in sanften Betrieb gegangen - ein kleiner Schritt weiter in eine ökologische und friedliche Energiezukunft.
Siehe auch: www.dietiwag.org vom 11.5.2009.
„Deutsche Stromkonzerne blockieren erneuerbare Energien“ ist das Ergebnis einer Studie des Berliner Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), wie Greenpeace berichtet. Die Energiekonzerne RWE, E.on, Vattenfall und EnBW vernachlässigen trotz Energie- und Klimakrise den Ausbau der Erneuerbaren Energien und setzen vorrangig auf Atom- und Kohlestrom. Strom aus Wind, Biomasse, Erdwärme und Sonne wurde vorwiegend von unabhängigen Stadtwerken, Mittelständlern und Privathaushalten eingespeist.
Die Konzerne betreiben vor allem den Ausbau von Großkraftwerken, um so ihre marktbeherrschende Position bei der Stromerzeugung zu festigen und hohe Gewinne zu erzielen.
Dieses Ergebnis lässt sich nahezu eins zu eins auf die Situation bei uns in Österreich übertragen. Abgesehen davon, dass z.B. die TIWAG mit den deutschen Konzernen E.on und EnBW langfristige Tausch- und Atomstromlieferverträge geschlossen hat, beteiligt sie sich ebenfalls an Kohlekraftwerken: neben dem Kohlekraftwerk in Lublin nunmehr auch einem zweiten Kohlenmeiler in Krefeld-Uerdingen, wie ganz neu bekannt wurde.
Die Allianz von Stromkonzernen und Industriellenvereinigung blockiert österreichweit ein wirkungsvolles Oekostromgesetz, wodurch die sonst allerorten boomende Photovoltaik bei uns völig darniederliegt; Fachleute sprechen bereits von einer „totalen Sonnenfinsternis in Österreich“.
Das Land Tirol blockiert im Zusammenspiel mit der TIWAG ebenfalls: nämlich die Freigabe der Unterlagen zur Bewertung der Kraftwerksoptionen; diese Bewertungen wurden im verharmlosenden Synthesebericht zusammengefasst. Trotz eines Urteils des Verwaltungsgerichtshofes, dass sie freizugeben seien, werden immer noch die wesentlichen Aussagen zurückgehalten, berichtet die Kleine Zeitung. Offenbar befürchtet man, dass kritische Aussagen von Fachleuten zu diesen TIWAG-Projekten an die Öffentlichkeit kommen. Wir erinnern uns: sogar der Synthesebericht selbst verschwand von der Website des Landes Tirol, obwohl er ja schon weitgehend entschärfte Angaben enthielt.
Widerrechtliche Blockadepolitik in Reinkultur!
Die Europäische Kommission hat gegen Österreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil das österreichische Gesetz zur Prüfung der Umweltverträglichkeit (UVP) dem Gemeinschaftsrecht nicht entspricht. Trotzdem bemühen sich Industriellenvereinigung und Großkonzerne seit Monaten intensiv um eine weitere Demontage dieses UVP-Gesetzes für Großvorhaben und fordern hierzu sogar eine Einschränkung bestehender Länder- und Bürgerrechte.
Tirols Politik unterstützt dies kräftig; erst unlängst zeigte sich das offizielle Tirol unzufrieden damit, dass in der geplanten UVP-Novelle kein (EU-rechtswidriger!) Vorrang für Wasserkraftwerksbauten beabsichtigt ist (Bericht TT).
Das Forum österreichischer Wissenschafter für Umweltschutz sowie Umweltanwälte haben nun eine einschlägige Stellungnahme verfasst. In ihr wird aufgezeigt, dass das bestehende UVP-Gesetz gravierende Mängel aufweist (z.B. eingeschränkte oder fehlende Öffentlichkeit) und dargelegt, welche Verbesserungen unbedingt notwendig sind.
Lesen Sie hierzu den Bericht aus "oekonews".
Achtzehn Jahre lang wehrten sich umweltengagierte Bürger und Vereine gegen das Monsterprojekt Dorfertal-Matrei, welches alle Gletscherbäche Osttirols in einen Riesenspeicher abgeleitet und damit Osttirols Naturlandschaft für Generationen entwertet hätte. Dieses Projekt (mit Hälftebeteiligung der TIWAG!) war auch als Pumpspeicher geplant, um Atomstrom aus Zwentendorf und St. Pantaleon als Pumpstrom zu verwenden. Ende März 1989 sagte der damalige Wirtschaftsminister Graf dieses Projekt endgültig ab.
Damit war auch der Weg frei für die Beteiligung Tirols am 1971 vereinbarten Nationalpark Hohe Tauern; dieser größte Nationalpark Mitteleuropas hat inzwischen internationale Anerkennung erreicht und sich als starke Stütze für bergbäuerliche Landwirtschaft und naturnahen Tourismus entwickelt.
Neue Gefahren drohen
Im unmittelbaren Parkbereich sind die Gewässer geschützt. Nun drohen allerdings die restlichen Teile Osttirols landschaftlich zu verarmen: Neue Wasserkraftwerke wurden gebaut, stellenweise verschwinden Bäche hart an der Parkgrenze inmitten eines Tales (vgl. Islitz in Prägraten). Eine zunehmende Zahl weiterer Projekte taucht auf - mit kräftiger Unterstützung durch Tirols Landespolitik, die eine weitgehende Einschränkung von Wasserschutz- und Bürgerrechten anstrebt; auch ist dem Landesumweltanwalt Tirols als einzigem in ganz Österreich ein voller Instanzenzug in Naturschutzverfahren verwehrt.
Alleinstellungsmerkmal Nationalparklandschaft
Mit der Absage von Dorfertal-Matrei war auch der Weg frei für die Beteiligung Tirols am 1971 vereinbarten Nationalpark Hohe Tauern. Dieser größte Nationalpark Mitteleuropas
hat inzwischen internationale Anerkennung erreicht und sich als Stütze für bergbäuerliche
Landwirtschaft und naturnahen Tourismus entwickelt.
Mit dem Nationalpark Hohe Tauern hat Osttirol ein Alleinstellungsmerkmal im Tourismus
Tirols. Das dies bisher nicht viel deutlicher genutzt wird und längst vorhandene
Marketingkonzepte in Schubladen verwahrt werden, liegt vielleicht auch daran, dass sie zu
wenig Möglichkeiten für parteipolitische Profilierung bieten.
Schluss mit Ausverkauf!
Osttirols besonderer Ruf als naturnahe Region steht auf dem Spiel. Eine Region muss als
Ganzes - nicht nur in einzelnen Reliktbereichen - stimmig sein, sonst verliert sie ihre
Glaubwürdigkeit.
Es muss Schluss sein mit dem Ausverkauf von Osttirols Landschaft. Osttirol hat
seine Schuldigkeit für die Stromwirtschaft getan; es erzeugt bedeutend mehr Strom
als es selbst verbraucht.
Die Nachfrage nach naturnaher Landschaft nimmt zu. Unsere noch intakten Gewässer sind unentbehrlich für einen glaubwürdigen Erlebnis- und Erholungsraum und sichern weitere regionale Wertschöpfung in Osttirol.
Nahzu unglaublich, aber doch geschehen: "Dabei müssen wir auch in Länder- und Bürgerrechte eingreifen" , befindet die Industriellenvereinigung (IV), wie die Kleine Zeitung berichtet. Bei allen demokratischen Institutionen unseres Landes müssten die Alarmglocken schrillen.
In einer konzertierten Aktion gehen nun Energiekonzerne (Inseraten-Werbewalze) und Industriellenvereinigung (politischer Druck) gegen hemmende Gesetze und besorgte Bürger vor: das Ausschlachten unserer Landschaft soll möglichst ungehemmt erfolgen. Die großen Tiefbaukonzerne wollen für eine bessere Amortisation ihrer Erdbewegungsmaschinen sorgen; neue Großkraftwerke und Hochspannungsleitungen für den internationalen Stromhandel sollen weiteres Geld in die Kassen ihrer Errichter spülen.
Ein Zusammenspiel von Industriellenvereinigung und Politik hat sich schon im Dezember 2008 abgezeichnet und dann fortgesetzt; schon damals verlangte die IV ein Sondergesetz und dass man gegen Bürger vorgehen müsse, die "sich an den Zaun ketten".
Allerdings: für eine solche drüberfahrende Ausbeutermentalität darf in einer demokratischen Gesellschaft kein Platz mehr sein. Wir werden sehr genau den weiteren Fortgang beobachten.
Wir erinnern uns: Auch vier Wasserkraftwerke in Osttirol hat die TIWAG an US-Trusts verkauft und wieder zurückgemietet. Für die Folgekosten dieses "Cross Border Leasing" (CBL) muss die TIWAG nun einen guten Teil jenes Geldes wieder hergeben, welches sie sich ursprünglich aus den Abgaben amerikanischer Steuerzahler ertrickst hat.
Ein Kritiker dieser geheimen Transaktion wurde von höchsten Tiroler Landespolitikern auf das Übelste beschimpft und von der TIWAG vor Gericht gezerrt.
Mit diesen hartnäckigen Versuchen, unbequeme öffentliche Kritik niederzuklagen, hat die TIWAG nun endgültig Schiffbruch erlitten. Um unser Stromgeld war ihr ja nichts zu schade.
Zu Wochenbeginn brach in Güssing der Telefonserver zusammen - so viele Anrufe kamen.
Was war geschehen? ATV hatte eine Reportage gebracht, wie Güssing seine Energie-Autonomie erreicht hat und weiter ausbaut ( 98 % des Wärme- und 150 % des Strombedarfs werden vor Ort erneuerbar erzeugt (Anmerkung: nahezu ohne Wasserkraft!); damit war auch eine große Zahl an Arbeitsplätzen entstanden.
Als " Schallende Ohrfeige auf ATV" bezeichnet Dr. Fritz Binder-Krieglstein in oekonews diese Reportage, weil damit auch gezeigt werde, "wer in Österreich die Energiewende vorsätzlich oder grob fahrlässig und intensiv bremst, nämlich die Energiemonopolitik".
"Die schallende Ohrfeige trifft eine sattsam bekannte Runde: die OMV, die Energiekonzerne, die E-Control und natürlich die hohe Politik inklusive dem Herrn Bundeskanzler (= Energiemonopolitik in Reinkultur ;-)."
Nehmen Sie sich bitte für diese ATV-Reportage unbedingt Zeit!
(dort anklicken: "Energiestadt Güssing" und dann "Video"; das Video besteht aus drei Teilen!)
Sie erleben nicht nur konkrete Vorzeigebeispiele von Erneuerbaren Energien, sondern gewinnen vor allem auch tiefe Einblicke in die unheiligen Allianzen von Politik und Energiekonzernen.
Gelernte Tiroler werden eine Unzahl an Parallelen entdecken und mit Namen aus dem eigenen Land ergänzen können.
Der auch im Netzwerk Wasser Osttirol engagierte Landschaftsschutzverein Osttirol fasste am 3. März einstimmig den Beschluss, der Aktion "Raus aus Euratom" beizutreten.
Einstimmig wurde auch eine Resolution an die Tiroler Landesregierung gefasst, in welcher eine zukunftsorientierte Energiepolitik in Tirol (durchgreifende Effizienzmaßnahmen, wirksame Unterstützung der Energiegewinnung aus Biomasse, Wind und Sonne) gefordert sowie bedauert wird, dass ein entsprechender Brief an LH Platter und seine Stellvertreter bis jetzt unbeantwortet blieb (aus Mangel an Argumenten oder aus Geringschätzung für engagierte Bürger?).
Im zweiten Teil der äußerst gut besuchten Veranstaltung stellte Herr Martin Kollnig von der Firma sun.e-solution die vielfältigen Möglichkeiten der Photovoltaik vor, für welche Osttirol durch seinen Sonnenreichtum besonders gute Voraussetzungen aufweist. Bedauert wurde allgemein, dass diese unerschöpfliche und äußerst umweltfreundliche Energienutzung in Tirol im Gegensatz zu anderen Bundesländern besonders kärglich, ja geradezu armselig gefördert wird.
In einer endlosen Serie von PR-Beiträgen der TIWAG-Propagandaabteilung schwappten sie über unser Land, bei der pompösen Eröffnung des Schwarzach-Kraftwerkes mussten wir sie unmittelbar hören: Die Sorgen der Kraftwerksbauer und willfährigen Politiker über weltweite Klimaveränderungen, über Erderwärmung und Treibhausgase, über Emissionen anderer Energieträger, drohende Katastrophen und mehr; unumgänglich sei daher die Gewinnung sauberer Energie aus Wasserkraft, von CO2-freiem Strom, wie es in vorbildlicher Art die TIWAG tue und weiterhin vorhabe, natürlich aus Verantwortung für unsere Umwelt, als Verpflichtung für die Zukunft und unseren Nachkommen gegenüber etc. etc. etc. ....
„Es kann nicht sein, dass eine kleine Minderheit, die dagegen ist, alles blockiert," befand pflichtbewußt der neue LH Platter, von TIWAG-Direktoren flankiert, im September des Vorjahres bei einer TIWAG-Kraftwerksfeier in Amlach.
Ein Blick hinter die aufwändig gestaltete Täuschungsfassade aber zeigt ganz andere Tatsachen. Schon der Name TIWAG („Tiroler Wasserkraft AG“) ist eine Irreführung der Konsumenten, da die TIWAG auch einer der größten Atomstromlieferanten Österreichs ist und sich sogar an den Kosten ihres Atomstroms von der Uranaufbringung bis hin zur Endlagerung beteiligen muss. Dieser Strom wird als billiger Pumpstrom verwendet, um mit verlustreich hinaufgepumptem Wasser teurer verkaufbaren Spitzenstrom zu erzeugen; außerdem muss er die große Winterlücke der Wasserkraft ausfüllen; unsere Wasserkraftwerke erzeugen in der kalten Jahreszeit ja viel weniger Strom als sonst.
Der Höhepunkt der Doppelzüngigkeit ist aber nunmehr aufgedeckt worden, die Tatsache nämlich, dass die so klima- und CO2-besorgte TIWAG an einem Steinkohlekraftwerk in Deutschland mitbaut. Dieses Kraftwerk soll nach Fertigstellung jede Stunde (!) 550 Tonnen Brennstoff verfeuern, der aus allen Teilen der Welt herangebracht werden muss; es emittiert stündlich 4,3 Millionen Kubikmeter Abgase in die Atmosphäre - darunter 960 Tonnen CO2 - und benötigt Stunde für Stunde die gigantische Menge von 250.000 Kubikmetern Wasser nur dafür, um mehr als den halben Energieinhalt der verfeuerten Kohle als "Abwärme" in die vorgelagerte Meeresbucht zu verteilen.
Die TIWAG erzählt bei uns permanent von ihrer sauberen Stromgewinnung und lagert die immense Luft-, Wasser- und Bodenbelastung ihrer Kohlestromerzeugung nach Lubmin an der Ostsee aus, dort soll nämlich dieses Fossil-Kraftwerk entstehen.
Auch dort kämpfen Bürgerinitiativen um ihren Lebensraum, der von der TIWAG zur billigen Bandstromgewinnung belastet werden soll. Wenn sie Erfolg haben, wird es zwar kein Gewinn für die TIWAG, wohl aber für unser aller Zukunft sein.
"Der Erwerb von Fischerei-Revieren gehört zum Kerngeschäft der TIWAG" stellte TIWAG-Chef Wallnöfer im Fühjahr 2008 fest (Kleine Zeitung).
Nun hat die TIWAG in Osttirol wiederum zugeschlagen: Das Fischereirevier des gesamten Tauernbaches im Vorfeld des Nationalparks wechselt den Besitzer; ein Hotelier aus Matrei gab es ab; runde 700.000 Euro ist es der TIWAG wert (so jedenfalls von dort zu hören), vereinbart von Wallnöfer höchstpersönlich, der seinen Verbindungsbruder damit sicherlich nicht über den Tisch gezogen hat.
Zusammen mit dem im Vorjahr gekauften Fischwasser an der Isel ist die TIWAG numehr größter Fischereibesitzer in Osttirol.
Dieser Deal ist ein weiterer Beweis dafür, dass die TIWAG tatsächlich alle Vorbereitungen für ein Kraftwerksprojekt am Tauernbach trifft, wie es LH Platter im Zusammenhang mit dem von ihm gewünschten Blankoscheck zur Gewässerausbeutung neuerlich bekanntgegeben und auch die TIWAG selbst immer wieder angekündigt hatte (z.B. bei der Feier 20 Jahre Strassen-Amlach).
Die heute zu Ende gehende 6. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien kommt zum Ergebnis, dass "nur eine deutliche Reduktion des Energieverbrauchs" unsere Energieprobleme lösen kann.
Interessant ist dabei, dass nun sogar Univ.Prof. Brauner - seinerzeitiger Verfasser eines TIWAG-konformen, von van Staa bestellten und von uns allen bezahlten Skandalgutachtens - zugibt: "Speziell bei Strom muss die verbraucherseitige Effizienzsteigerung und die Reduktion des Gesamtverbrauchs das prioritäre energiepolitische Ziel sein".
Eine weitere aufschlussreiche Feststellung dieser Konferenz: "Das grundsätzliche Problem in Österreich aber ist, dass es keine koordinierte und proaktive Energiepolitik gibt, weder kurzfristig noch langfristig." Notwendig sei aber ein umfassendes energiepolitisches Paket mit verschiedenen, dort vorgeschlagenen Maßnahmen, berichtet oekonews von der Tagung.
Wer kein Energie-Analphabet bleiben will, kann ja nachlesen.
Der Umweltdachverband erhebt in einer Presseaussendung schwere Vorwüfe gegen LH Platter und stellt klar, dass Behauptungen über UVP-Verfahrensverzögerungen bei Wasserkraft unwahr sind. Wasserkraftwerke zählen nachweislich zu den schnellsten UVP-Verfahren; Verzögerungen kommen durch fehlende Einreichungen oder schwere Mängel in den UVP-Einreichungen der E-Wirtschaft zustande.
Die Umwelt- und Naturschutzorganisationen werden die Wiedereinführung undemokratischer Durchsetzungsinstrumentarien massivst bekämpfen.
Wie wir es vorausgesehen haben (siehe unten), will die Verliererkoalition im Innsbrucker Landhaus nun wirklich einen Blankoscheck zur Totalausbeutung weiterer Gewässer in Tirol erreichen
und mit drei Forderungen an den Bund ("... sollen die Wasser-Rahmenrichtlinie, das Umweltverträglichkeitsprüfungs- und das Wasserschutz-Gesetz novelliert werden") die Errichtung neuer Wasserkraftwerke an noch unbeanspruchten Gewässern beschleunigen und erleichtern. Damit sollen ganz offensichtlich Kontroll- und Schutzmechanismen beseitigt werden, welche die TIWAG als Hindernis im Zugriff auf noch verbliebene Gewässer sieht.
Gleichzeitig kündigte LH Plattner auch die baldige Präsentation eines neu geplanten Wasserkraftwerkes am Tauernbach (einem Hauptzubringer zur Isel) an.
Netzwerk Wasser Osttirol hat sich umgehend mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet und ist auf eine intensive Auseinandersetzung vorbereitet.
Amerika hat Barack Obama.
Tirol hat Platter und Gschwentner.
Barack Obama plant vielfältige Maßnahmen für eine Energiepolitik gegen den Klimawandel.
Plattner und Gschwentner haben eine einfältige Maßnahme parat: Die Wasserkraft.
Was Wunder, wird doch der offizielle Landesenergieberater Tirols von der TIWAG gelöhnt und hat die TIWAG (Tiroler Wasserkraft) das Energieleitbild des Landes Tirol geformt. Dort steht auch Wasserkraft drin, und CO2-Vermeidung.
Und gleichzeitig wirbt die TIGAS - die Konzerntochter der CO2-besorgten TIWAG -mit Sonderprämien um weitere CO2-erzeugende Erdgasverbraucher. Der Rechnungshof stellt nun fest, dass Tirol die allerstärkste Steigerung der CO2-Emissionen von Haushalten und Kleingewerbe aufweist.
Auch sponsert die TIWAG (Tiroler Wasserkraft) nicht nur nahezu jeden Trachtenverein oder jede Schützenkompanie oder jedes Volksfest vom Außerfern bis zum Kärntnertor, sondern bedenkt zudem die Tiroler Medienlandschaft vom ORF Tirol über die Tiroler Tageszeitung bis zum kleinsten Bezirksblättchen mit Schweigegeld in Form von regelmäßigen Ganzseiten-Inseraten.
Aus vielen dieser Inserate dürfen unsere Mandatare huldvoll herauslächeln. Und wenn sie nach Lösungsansätzen für Energie- und Klimaprobleme gefragt werden, rufen sie brav und unisono „Wasserkraft“.
Tirols Energie-Analphabeten haben es eben nur zum einzigen Buchstaben W wie Wasserkraft gebracht; die Vielfalt an aktuellen anderen Energieformen mit all ihren Vorzügen ist unentdecktes Terrain geblieben.
Amerika hat Barack Obama.
Wir in Tirol haben Platter und Gschwentner und außerdem noch einen Steixner: einen für Energie verantwortlichen Landesrat, der ebenfalls sehr gerne aus Inseraten lächelt, der für die TIWAG begeistert ein paar Täler seiner Bauern opfern würde und der bis über die Ohren in Tirols Beziehungssumpf steckt, mit mehr als genug TIWAG-Verflechtungen. Diese Geschichte ist anderswo ganz aktuell dokumentiert.
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Sollten unsere Energie-Analphabeten noch einige neue Buchstaben lernen wollen, gäbe es als Ersthilfe ein kurzes Merkblatt, und zur Vertiefung viele interessante Seiten im Netz über (ebenfalls heimische und CO2-freie!) Windenergie in Österreich (und auch Deutschland) , Solarwärme und Photovoltaik und natürlich Biomasse - sowie tagesaktuelle Nachrichten in oekonews.
Dass überhaupt kein Grund vorhanden ist, Sondergesetze für Kraftwerksbauer zu fordern, deckt der Umweltdachverband (UWD) nun auf. Die angeblichen Verfahrensverzögerungen beim Wasserkraftbau sind erfunden. "Es wird damit versucht, im Vorfeld der UVP-Gesetzesnovelle Umwelt- und Naturschutz, Bürger- und Anrainerrechte zu diskreditieren und das wider besseres Wissen." Lesen Sie weiter ....
Schon im vergangenen Oktober hatte der UWD das damals veröffentlichte Programm des Verbandes der Elektrizitätswerke Österreichs als reaktionäre Energiepolitik und Weg in die Klimasackgasse zurückgewiesen.
Interessant auch ein Kommentar im "Standard" zur augenblicklichen Energie-Diskussion: "Energiepolitik wie vor 25 Jahren".
Ausgerechnet der Tourismussprecher der ÖVP, NR-Abg. Franz Hörl, fordert auf der Website der ÖVP Tirol „Verbesserungen bei Umweltverträglichkeitsprüfungen“.
Aus seiner Darlegung wird schnell klar, für wen es besser werden sollte: besser für noch mehr Seilbahnen und noch mehr Wasserkraftwerke, speziell solche der TIWAG – schlechter natürlich für die Natur, deren Reste künftig möglichst zum Nulltarif noch skrupelloser aufgebraucht werden sollen.
Pikant ist, dass sich ausgerechnet der Tourismussprecher der Partei (Hörl macht sich gelegentlich auch in Nationalparkfragen wichtig) für ein weiteres Ausräumen von Tirols Landschaft einsetzt.
Ein Bock als Gartenpfleger?
Hörl bekräftigt mit seinen Auslassungen dezidiert den TIWAG-Chef Wallnöfer, der vor ihm schon derartiges gefordert hatte.
Tirols ÖVP als Vollzugsorganisation der TIWAG?
Dass ohnehin schon drei Viertel aller Wasserkraftmöglichkeiten Österreichs in der Hand der E-Wirtschaft sind, dass elektrischer Strom insgesamt nur 9 Prozent unseres gesamten Energieverbrauchs bestreitet, dass die größten Potentiale an Energiegewinn in der Einsparung jener Energiemenge liegen, die von Verkehr und schlecht gedämmter Bausubstanz vergeudet wird – dies alles hat sich offenbar noch nicht bis zu Parteifunktionären durchgesprochen.
Auch aus der Erdgaskrise wird uns exzessiver Wasserkraftausbau nicht retten. Erdgas ist in erster Linie Wärmeträger und chemischer Rohstoff. Es kann durch Wasserkraft nicht ersetzt werden – ganz im Gegenteil: Gerade weil Österreichs Strom zu einem Großteil aus Wasserkraft stammt, muss deren winterliche Minderleistung durch anderweitig erzeugten Strom ergänzt werden. Tatsächlich enthält das Ausbauprogramm der österreichischen E-wirtschaft bis zum Jahr 2016 genau doppelt soviel Wärmekraftleistung (überwiegend aus Erdgas!) wie aus Wasserkraft, wie die Salzburger Nachrichten berichten.
Wenn nun auch die Bundes-SPÖVP-Regierung darangeht, das öffentliche Interesse an weiterem Wasserkraftausbau festzulegen und damit den seinerzeitigen „bevorzugten Wasserbau“ nach Art kaiserlicher Kriegsermächtigungsgesetze aus dem Jahr 1914 wieder aufleben lassen will, wird man damit der Forderung der Industriellenvereinigung nachgekommen sein, die solche Sondergesetze verlangt.
Solange konkrete Maßnahmen in viel wirkungsvolleren Bereichen ausbleiben und die unerschöpflichen Quellen Wind und Sonne rein gar nicht genützt werden, entlarvt sich die angebliche Sorge der Politik um unsere Energieversorgung als scheinheiliges Getue oder Nebelwand, hinter welcher Interessen von Konzernen ungeniert auf Kosten von Unersetzlichem durchgedrückt werden.
Sondergesetze für die maximale Ausbeutung unserer wehrlosen Natur?