Die Nebelwerfer arbeiten intensiv, mit denen ein stromwirtschaftlich unsinniges, aber politisch heiß erbetenes Kraftwerk getarnt werden soll.
Erleben Sie mit uns den Tauernbach in Osttirol und erfahren Sie, was mit ihm hinter den politischen Kulissen geplant wird.
Fragen, Fragen, Fragen ...:
Neue Mitzehrer an den Fleischtöpfen der TIWAG? Eine Kraftwerksgesellschaft als Sanierungseinrichtung für Politiker und Gemeinden? Ein Bach zur Schuldentilgung? Ein energiewirtschaftlich unsinniges Kraftwerk als Rettungsring in der kommenden (März 2010) Gemeinderatswahl?
Die Venedigergruppe der Hohen Tauern ist das bestimmende Gebirgsmassiv im Einzugsbereich des Tauernbaches, der höchste Punkt mit 3374 Metern Meereshöhe der Venedigergipfel selbst.
Das Hauptabflussgebiet des Tauernbaches liegt im Nationalpark Hohe Tauern, die von der TIWAG vorgesehene Ausleitungsstrecke im unmittelbaren Vorfeld des eigentlichen Nationalparks, also in der Nationalparkregion.
Vom Großvenediger fließen nach Osten und Nordosten zwei Keeszungen ab („Kees“ ist die Bezeichnung für Gletscher in den Hohen Tauern): das Schlatenkees (im Bild links) aus der Eiskrone zwischen Groß- und Kleinvenediger, Rainerhorn und Kristallwand und das Viltragenkees aus dem Bereich des Venedigertörls zwischen Venedigermassiv und Hoher Fürleg.
An das Schlatenkees heran führt der „Gletscherweg Innergschlöß“, vom Alpenverein im Jahre 1978 eröffnet. Das Kees reichte vor einem Jahrhundert bis in den Talboden von Innergschlöss; seitdem ist es auf dem Rückzug. Besonders viel hat es (wie auch das Villtragenkees und die meisten Gletscher der Alpen) durch die heißen Sommer des letzten Jahrzehnts von der früheren Mächtigkeit verloren.
Wasserstaub über dem Schlatenbach in Innergschlöss an einem warmen Spätsommertag – ein Merkmal der Gletscherbäche, deren Abfluss ja äußerst stark vom Wechsel der Tages- und Jahrestemperaturen bestimmt ist. Der Schlatenbach ist einer der größten unter den noch fließenden Gletscherbächen Österreichs und bringt besonders viel Wasser in den Tauernbach.
Der Viltragenbach ist der bescheidene Bruder des Schlatenbaches. Er entspringt dem Viltragenkees an der Nordseite des Kleinvenedigers.
Aus der Vereinigung von Schlaten- und Viltragenbach entseht der Gschlößbach. Die Schmelzwassermassen, die er an heißen Sommertagen sammelt, sind beeindruckend. Das Wasser transportiert auch große Geschiebemengen talauswärts.
Eine bekannte Ansicht aus dem Gschlösstal – der Gschlössbach gegen Schwarze Wand und Kleinvenediger. Es ist ein heißer Spätsommertag – erkennbar an der reichen Fülle und der gelblichgrünen Trübung des Wassers – die kennzeichnenden Merkmale eines Gletscherabflusses.
Deutlich dürftiger zeigt sich der Bach nach einer kalten Nacht oder im kühlen Herbst.
Viel stärker als die tageszeitliche Schwankungsbreite ist die jahreszeitliche Veränderung des Gschlössbaches. Nahezu wasserlos wird sein Bett im Winter sein; dann allerdings ist das Gschlösstal wegen der aus seinen steilen Flanken drohenden Lawinen lange Zeit unzugänglich.
Die Gletscherbäche sind mit dem tages- und jahreszeitlichen Auf und Ab ihrer Wasserführung der Pulsschlag der Landschaft in den Hohen Tauern.
Die Bezeichnung „Tauernbach“ verleiht aber ein deutlich kleinerer Bach, der im Tauerntal entspringt; in diesem erfolgt der Anstieg zu den früher viel benützten Übergängen Alter Tauern und Felber Tauern. Dieser steil herabkommende Bach mündet oberhalb der Wohlgemuthalm in den ungleich größeren Gschlößbach, der ab hier seinen eigenen Namen verliert.
Ein Vergleich des Tauernbaches bei der Schildalm, hier im Sommer. Diese malerische Hüttengruppe liegt unmittelbar am Tauernbach dort, wo die Felbertauernstraße nach dem Abstieg vom südlichen Tunnelportal die Sohle des Tauerntales erreicht.
Im Winter führt das Bett des Tauernbaches kaum mehr Wasser; ein stilles Rinnsal unter den allmählich gewachsenen Eisschichten.
Hier wird das grundsätzliche Problem aller Wasserkraftwerke deutlich, ganz besonders stark ausgeprägt bei Gletscherbächen: das nahezu fehlende Winterwasser. Da kann es durchaus sein, dass überhaupt kein Strom erzeugt werden kann, wie es die TIWAG konkret schon am Dorferbachkraftwerk in Prägraten erfahren musste; auch dieses stand schon wochenlang still. Auch das Tauernbach-Kraftwerk wird im Winter drei Monate lang stillstehen.
Auch in der viel tiefer liegenden Talverebnung von Raneburg ist der im Sommer so mächtige Tauernbach im Winter ein bescheidenes Wässerchen – viel zu wenig, um in Turbinen Arbeit zu leisten:
Das Winterloch der Wasserkraft!
Gerade am Eingang in den unmittelbaren Nationalpark - inmitten der Nationalparkregion - soll einer der größten Gletscherbäche des Nationalparkes entwässert werden.
Hier, gleich unterhalb der Schildalm, will die TIWAG den prächtigen Tauernbach amputieren. Ein guter Teil seines Wassers verschwände in einem Stollen und käme erst wieder nach vielen Kilometern unterhalb des Krafthauses in der Prossegg-Klamm in Matrei zutage.
Die prächtige Rotfärbung vieler Ufersteine am Tauernbach und die dicken Moospolster sind ein Hinweis auf die hohe Luftfeuchtigkeit, die das im Sommer reichsprühende Wasser erzeugt. Eine Wasserausleitung könnte sie zum Verschwinden bringen.
Besonders ursprünglich ist der Tauernbach in der nun folgenden Schluchtstrecke, in welche er hier eintritt. Eine Verschlechterung durch Wasserausleitung für ein Kraftwerk stünde in eklatantem Widerspruch zur Wasserrahmenrichtlinie, zu deren Befolgung sich Österreich mit seinem Beitritt zur Europäischen Union verpflichtet hat
Die Krokusteppiche zeigen, dass der Winter gerade erst gegangen ist. Das Schmelzwasser der ersten warmen Frühlingstage beginnt den Tauernbach wieder mit Wasser zu füllen ....
... und schon sind auch sie wieder da: Die Fliegenfischer nutzen die Zeit des klaren Wassers im Frühjahr, bevor die sommerliche Trübung der Gletscherschmelze das Fischen schwieriger macht. Im klaren Herbstwasser werden sie es dann wieder versuchen.
Ein Zufall, dass besonders viele ihrer Fahrzeuge ein Schweizer Kennzeichen tragen?
Die Schweiz hat ihre Gewässer nahezu vollständig für die Stromgewinnung geopfert.
Schafe sind die ersten Frühjahrsgäste, welche das junge Grün am Tauernbach nutzen.
Das Tal ist jahrhundertealter Kulturraum und im größten Teil der vorgesehenen Ausleitungsstrecke auch Dauersiedlungsraum, der intensiv betreut wird.
Einen Eindruck von den permanenten Pflegemaßnahmen im Tauerntal gibt dieses Bild. Eine riesige Lawine kam von der rechten Talflanke und ließ auf den Kulturflächen Holz und Steine zurück. Mühsam müssen diese nun wieder geräumt werden.
Die Häuser des Weilers Raneburg hörten durch Jahrhunderte hinweg das Rauschen des Tauernbaches
Welches Anliegen die Erhaltung des Tauerntales ist, bewies auch die von über 500 Teilnehmern besuchte Protestwanderung im Tauerntal im Juli 2006, zu welcher die Bäuerinnen des Tales eingeladen hatten.
Eine noch viel längere als die hier vom Nussingkogel einsehbare Strecke fehlte der Bach: viele Kilometer Landschaftsverlust inmitten der Nationalparkregion!
Ganz rechts, wo die Felbertauernstraße um eine Biegung verschwindet, die Schildalm; links am Herbstschatten der Weiler Gruben.
Dort in Gruben bekommt der Tauernbach viel zusätzliches Sommerwasser durch den Frosnitzbach aus dem ursprünglichen Frossnitztal. Eine Ausleitung des Frossnitzbaches ist im Rahmen einer späteren Erweiterung des Tauernbachprojektes durchaus möglich.
Kurz vor Matrei schuf der Tauernbach eine eindrucksvolle Schluchtstrecke, die Prosseggklamm. In ihr ist die je nach Temperatur, Tages- und Jahreszeit wechselnde Wasserführung dieses mächtigen Gletscherbaches eindrucksvoll zu erleben.
Die Benützer der Felbertauernstraße können nicht ahnen, welche wildbachdurchtoste Schluchtstrecke einige hundert Meter tiefer zu erfahren wäre. Es gibt schon lange Überlegungen, dieses Juwel nach seiner Sperre vor einige Jahren wieder für die Allgemeinheit erlebbar zu machen. Mit den Hinweis auf kommende TIWAG-Maßnahmen hat Bürgermeister A. Köll dies bislang verhindert.
Schon seit vielen Jahren betreibt der Tauernbach mit einem kleinen Teil seines Wassers ein Kleinkraftwerk, welches nur eine kurze Strecke im Schluchtbereich nützt - hier die Wasserentnahme. Es wurde von der Gemeinde Matrei errichtet und später dann von der TIWAG übernommen und weitergeführt.
Es ist ein reines Laufkraftwerk mit einem kleinen Krafthaus, in welchem auch ein Teil des Steinerbachwasserfalles genutzt wird. Nach wenigen hundert Metern bekommt der Tauernbach das ausgeleitete Wasser noch innerhalb der Klamm wieder zurück, eine bescheidene und sehr unauffällige Nutzung des Gewässers über etwa 1 % seiner Gesamtlänge.
Diese minimale Nutzung steht in überhaupt keinem Vergleich mit dem nunmehrigen Projekt der TIWAG, welches eine Wasserausleitung über nahezu 12 Kilometer (!) vorsieht, also aus nahezu zwei Dritteln der Länge des Gewässers.
Vor Jahren fielen einige Steine auf die Druckrohrleitung und beschädigten sie. Seit damals steht das Werk still, obwohl die lädierten Rohre in einigen Tagen ausgetauscht wären. So eklatant kann der Strommangel also nicht sein, den die TIWAG als Argument für weitere Kraftwerksbauten immer wieder beschwört.
Nach diesem kleinen Felssturz sei ein Privatgutachten mit Beteiligung der TIWAG erstellt worden, um die Sperre der Prosseggklamm durch die Gemeinde (Bürgermeister: A. Köll) zu begründen, wurde in Matrei erzählt. Dieses Gutachten ist derzeit nirgendwo aufzufinden.
Die Kleine Zeitung berichtete schon 2003 über den Zweck dieser Blockade: Nur die TIWAG könne diesen Weg wieder instandsetzen, befand BM Köll und machte durch die Sperre der Prosseggklamm diese zur Geisel des Stromkonzerns.
Ein Erlebnis vor den Matreier Haustüren, geschätzt bei Einheimischen und Gästen. Um die TIWAG ins Gespräch - und Geschäft - zu bringen, wird dieses herrliche Naturschauspiel der Prosseggklamm den Matreiern und ihren Gästen seit Jahren gezielt vorenthalten.
Nach Matrei hin öffnet sich die Enge der Schlucht in reizvollem Kontrast allmählich zu sanfter Weite, begleitet von lichten Auwaldstreifen. Allein diese Mündung der Prosseggklamm ist ein Naturerlebnis für sich.
Hier wird der Tauernbach ruhig und breit, bietet Kies- und Sandbänken Raum und wird immer werde gerne aufgesucht als naturbelassener Erholungsbereich unmittelbar in Reichweite des Ortes.
Er ist unmittelbar bedroht durch technische Eingriffe für dieses neue Kraftwerk der TIWAG: Zufahrtsstraße für Schwerverkehr, ein neues Krafthaus, ein späteres Schwallminderungsbecken ... – vom Zauber dieser Landschaft bliebe nichts übrig.
Weiter draußen in Matrei vereinigt sich der Tauernbach (im Bild links) mit der Isel. Er führt ihr gleichviel Wasser zu, wie sie selbst aus dem Virgental bringt.-
Die Kollateralschäden dieses neuen Ausleitungskraftwerkes der TIWAG am Tauernbach:
eine gewaltige Stollenaushubdeponie für hunderttausende m³ Schutt; permanente Geschiebebaggerungen und -deponien sowie ökologische Dauerprobleme (siehe die Folgen des Draukraftwerkes)i im Tauerntal und auch in der Isel, verbunden mit Landschaftsentwertung und Imageschaden der Region.
Das dicke Ende für Matrei: ein in zweiter Ausbaustufe zusätzlich errichteter Pumpspeicher mit allen Problemen (Verlust des Landecktales, erhöhtes Gefährdungspotential, Schwellbetrieb mit unterem Pumpspeicherbecken ... )?
Mehrmals hat die TIWAG festgehalten, dass ein Ausleitungskraftwerk nur der erste Schritt sei. Wir haben solche Meldungen zitiert (z.B. Tiroler Tageszeitung oder Osttiroler Bote). Auch der 2008 veröffentlichte interne Geschäftsbericht der TIWAG (Bild) spricht klar von einer "ersten Ausbaustufe".
Ist der TIWAG-Fuß erst mit Hilfe Kölls in der Matreier Tür, geht diese für die E-Wirtschaftsinteressen nur weiter auf
Seit langem zeigt sich Matreis Bürgermeister LA A. Köll den Interessen der TIWAG äußerst gewogen. So nahm er schon im Jahre 2002 vehement gegen eine Nachnominierung der Isel für Natura 2000 (mit z.T. absolut unsinnigen Argumenten) Stellung und lehnte öffentlich Gelder der EU für LIFE-Projekte ab. Deutlich wurde diese ursprünglich unverständliche Haltung erst 2004 mit der Veröffentlichung des Optionenberichtes der TIWAG, welcher Großkraftwerke im Tauerntal und an der Isel enthielt.
Köll trat dann auch für das Speicherkraftwerk Raneburg-Matrei ein, erfuhr aber entschiedenen Widerstand der Matreier Bevölkerung. Bei der Eröffnung des TIWAG-Kraftwerkes Schwarzach (Bild) erhoffte er "weitere Ausbauvorhaben in der Region".
Was Bürgermeister Köll sich von der TIWAG wünscht:
Einen Talschaftsvertrag als permanenten TIWAG-Zehent, eine Beteiligung der Gemeinde am Kraftwerk (warum hat die Gemeinde seinerzeit Hals über Kopf gerade ihr Prossegg-Kraftwerk an die TIWAG verkauft?) und Zuwendungen an den Tourismusverband (als Schweigegeld, wie Kenner der Situation behaupten; auch dort hat er das Sagen) und schließlich Unterstützung für den kommenden Gemeinderats-Wahlkampf.
TIWAG-Unterstützung nach allen Seiten.
Wird A.Köll von TIWAG-Wallnöfer wirklich das bekommen, was er sich wünscht?
Und was für Matrei bereits eine "Zukunftsperspektive" und ein "finanzielles Sanierungskonzept" darstellt?
Oder nur eine generationenlange Hypothek zu Lasten der Matreier Zukunft?
Daher zur Ausleitung des Tauernbaches mit allen Folgen:
NEIN!
Sogar der Energiebeauftragte des Landes Tirol sieht dieses Kraftwerksprojekt als stromwirtschaftlich unsinnig an.
Das Ausleiten immer neuer Bäche aus unserer Landschaft kann nicht unbegrenzt fortgeführt werden.
Osttirol erzeugt deutlich mehr Strom als hier verbraucht wird. Immer weitere – weitgehend sinnlose – Bachausleitungen berauben den Bezirk seiner Identität.
Ein Fluss Osttirols ist schon für die Stromerzeugung geopfert und verloren – die Drau.
Der Tauernbach als wesentlicher Zubringer der Isel und diese selbst müssen fortbestehen.
Politiker kommen und gehen.
Die letzten Gletscherbäche müssen bleiben!