loading
Kraftwerksplanungen in Osttirol: mehrfacher Glaubwürdigkeitsverlust

Die beiden TIWAG-Kraftwerke Dorferbach und Untere Schwarzach waren der Beginn einer neuen Kraftwerkswelle, welche nun über ganz Osttirol zu schwappen doht.

Die Karte zeigt die schon vorhandenen Ausleitungsstrecken für Wasserkraftwerke sowie die gerade an den Hauptgewässern geplanten Ausleitungsbereiche wie Tauernbach, Kalserbach, Schwarzach und - ganz neu! - die Isel selbst im Virgental.

# < ableit_wkwerke_ot_mi.jpg ableit_wkwerke_ot_gr.jpg verstümmelte Gewässer in Osttirol
Auf einen Blick wird deutlich:
Nach dem Verlust der Drau in den neunziger Jahren und kleineren weiteren Ausleitungen sind nunmehr ganz massiv alle Täler Osttirols betroffen; die Hauptgewässer Schwarzach, Kalserbach, Tauernbach und die Isel selbst werden zu einer Sammlung von Restwasserstrecken.


Tirols Raumordnungsplan Raumverträgliche TourismusentwicklungDer Raumordnungsplan "Raumverträgliche Tourismusentwicklung" ist am 9.11.2010 von der Tiroler Landesregierung beschlossen worden.

Im Resümee (Seite 83 f.) ist zu lesen: "Natur ist für den Tiroler Tourismus das Grundkapital, das für die folgenden Generationen erhalten bleiben muss". Und auf S. 87 wird zum Thema "Das Tiroler Wasser als Bereicherung für das Freizeitangebot" ausdrücklich festgehalten: "Der landschaftliche Wert von freien Wasserläufen und anderen naturnahen Gewässern ist für touristische Aktivitäten in der Natur ein besonders wichtiger Erfolgsfaktor".
Wenige Monate später fordern Landeshauptmann Platter und Landeshauptmannstellvertreter Steixner massiv weitere Wasserkraftwerksbauten, die diesen Aussagen des von ihnen beschlossenen Raumordnungsplanes diametral entgegenstehen. Damit macht sich das Land Tirol besonders unglaubwürdig.


Österreichs NationalparksAber auch die Nationalpark-Region selbst wird außerordentlich unglaubwürdig.

Die Österreichische Nationalpark-Strategie (auf der Webseite des Lebensministriums 2010 veröffentlicht) soll "den Weg für die Weiterentwicklung unserer Nationalparks für die kommenden Jahre" zeigen, wie Bundesminister Niki Berlakowitsch im Vorwort festhält; dies gilt auch für Österreichs ersten und größten Nationalpark Hohe Tauern.

"Nationalparks sind keine isolierten Inseln, sondern stehen in enger Wechselwirkung mit der sie umgebenden Region, wird auf Seite 20 im Abschnitt "Nationalparkregionen" festgehalten - und weiters "Diese Gebiete streben an, sich als Modellregionen für die nachhaltige Entwicklung zu profilieren" sowie "Das Tourismus-Leitbild jeder Nationalparkregion soll daher auch unter fachlicher Einbindung des jeweiligen Nationalparks erarbeitet und entwickelt werden. In Übereinstimmung mit dem Durchführungsprotokoll der Alpenkonvention „Tourismus“ dürfen Tourismusprogramme nicht in Widerspruch zum Naturschutz stehen und müssen den ökologischen Erfordernissen entsprechen".

Die Gemeinden der Nationalparkregion Osttirols haben es bisher sehr wohl verstanden, Gelder aus der öffentlichen Hand zu holen. Mit der Argumentation, dass mit dem Nationalpark gewisse Erschwernisse und Verzichte verbunden seien, erhielten sie in den ersten zehn Jahren nach der Entstehung 1991 insgesamt 250 Millionen Schilling Raumordnungsmittel, daneben kamen über den Nationalpark Hohe Tauern und die Europäische Union bis jetzt etwa 36 Millionen Euro (rund eine halbe Milliarde Schilling) in die Region.

Auch der Oesterreichische Alpenverein - größter Grundeigentümer im Nationalpark Hohe Tauern und intensivster Promotor für dessen seinerzeitige Entstehung und internationale Anerkennung - lässt regelmäßige Gelder in die Nationalparkregion fließen (nationalparkkonforme Qualitätsanhebung seiner alpinen Infrastruktur, Ausstattung mit Info-Einrichtungen auf Schutzhütten, Management und die Einrichtung von Ausstellungen in den OeAV-Nationalparkhäusern Kesslerstadel/Matrei in Osttirol und Mitterkratzerhof/Prägraten, Hebung des Alpintourismus, usw.).

Der nunmehrige Griff nach der Isel, einem Symbolfluss des Nationalparkes Hohe Tauern und gleichzeitigem Herzfluss Osttirols, und nach seinem größten Zufluss Tauernbach wird die Öffentlichkeit fragen lassen, ob es überhaupt noch vertretbar ist, dass eine solche ausgeräumte "Nationalparkregion" weiterhin gefördert wird.

Ein Gast der Nationalparkregion kann die Spitzfindigkeit nicht nachvollziehen, dass die Grenze des eigentlichen Nationalparks irgendwo in zweitausend Meter Höhe beginnt und die Landschaft darunter sozusagen vogelfrei für jeden Eingriff ist. Er will eine stimmige Region als Ganzes erleben, eine Aneinanderreihung von Restwasserstrecken in den hauptsächlich besuchten und bewanderten Talbereichen als ausgesprochenen Etikettenschwindel empfinden und sich mit Verstimmung wenden.

Welche Zukunft will Osttirol als Allerweltsgegend dann anstreben?

.

Zum Nachlesen (auch in unseren "Materialien" zu finden):
Tiroler Raumordnungsplan "Raumverträgliche Tourismusentwicklung
"Österreichische Nationalpark-Strategie"

zur Isel selbst: "Flussjuwel Isel"
.

zurück weiter