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Nachtrag 2012-06-18:
Presseaussendungen BI gegen das Kraftwerk Virgental (mit Hintergrund-Informationen), Netzwerk Wasser Osttirol, WWF
Von einem „Paukenschlag“ schreiben nahezu gleichlautend die Kleine Zeitung und die Tiroler Tageszeitung über die Mitteilung der Europäischen Kommission, es liefere „die vorläufige Prüfung aller vorliegenden Unterlagen einen deutlichen Hinweis darauf, dass das Flussgebiet der Isel und ihrer Zubringer österreichweit eines der zwei bedeutendsten Vorkommensgebiete des Anhang I – FFH Lebensraumtyps 3230 („Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Myricaria germanica“) darstellt, und daher eine Nachmeldung des Gebietes erforderlich erscheint.“
Über dieses Thema berichten auch ORF Tirol, Osttirol heute sowie Dolomitenstadt.at.
Damit werden nun die über ein Jahrzehnt dauernden Verhinderungsversuche der Tiroler Landesregierung (siehe Geheimgutachten der Tiroler Landesregierung und die lange „Natura-2000-Geschichte) am Ende sein.
Für die Volksbefragung im Virgental bedeutet dies, dass ein weiteres Verfolgen der Kraftwerkspläne den Gemeinden und ihren Bürgern nur unnötige Kosten verursachen würde, für welche keineswegs der Naturschutz verantwortlich gemacht werden kann, sondern nur die nunmehr ein Jahrzehnt währende Hinhaltetaktik Tirols, der aus dem EU-Beitritt Österreichs entstandenen Verpflichtung zur Erhaltung besonderer Lebensräume Rechnung zu tragen.
Für die Isel bedeutet dies ein internationales Prädikat, eine besondere Auszeichnung für diesen in den Alpen einmaligen Gletscherfluss; die an ihr und ihren Zubringern geplanten großen Kraftwerkseingriffe können nicht mehr durch nationale Ausnahmeregelungen oder „Hinbiegen“ von wasser- und naturschutzrechtlichen Gesetzen ermöglicht werden.
Für Osttirol bedeutet dies einen namhaften Wertgewinn; nun ist endlich eine Entwicklung möglich, die ohne Raubbau an der Naturausstattung eine dem Image unseres Bezirkes entsprechende positive regionale Wertschöpfung ermöglicht.
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Im Gegensatz zur öffentlichen Bedeutung der Isel steht der Ausgang der vorgezogenen Volksbefragung im Virgental:
Bürgermeister, Planer und professionelle Werbeagenturen hatten ja seit Monaten mit uneinklagbaren Werbeversprechungen nicht gegeizt ("Daseinsvorsorge", "Entschuldung von Privathaushalten" ...).
So ergab sich nicht allzu überraschend eine Mehrheit für eine Weiterverfolgung des Iselkraftwerkes im Virgental; dabei fiel das Ergebnis keineswegs so absolut aus wie von den Bürgermeistern erhofft (in Prägraten fast 40% dagegen!).
Dolomitenstadt berichtet als erstes darüber, interessant dort auch ein (Vorwahl-)Kommentar dazu.
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Besonders zu danken ist allen Bürgern in Prägraten und Virgen, die sich - trotz aller Schwierigkeiten und Schalmeienklänge von Milch und Honig gegen fragwürdige Gemeindeinvestitionen in eine kostspielige Planung bei äußerst ungewissen Bauaussichten aussprachen und für den bleibenden Wert einer unverstümmelt fließenden Isel eintreten.
Die Entscheidung über eine tatsächliche Ausleitung der Isel oder ihren Erhalt wird nicht mit einer Volksbefragung im Virgental getroffen; die Isel ist nicht Privatbesitz von Planern oder Bürgermeistern, sondern als öffentliches Wassergut das Eigentum aller Staatsbürger.
Dieser letzte großer Alpenfluss Österreichs und letzte große vollständige Gletscherfluss der Alpen muss als nationaler Besitz Österreichs und als Referenzfluss für die Wissenschaft ungeschmälert erhalten bleiben. Hierfür wird sich Netzwerk Wasser Osttirol mit vielen Bürgern unseres Landes weiter ganz besonders einsetzen.