Die spätherbstliche Ruhe der Schildalm wurde vor drei Tagen jäh unterbrochen: Vermesser setzten wenige hundert Meter unterhalb der schon verschneiten Almhütten die Markierungen für erste TIWAG-Eingriffe am Tauernbach.
Dort - im Bereich der für das Kraftwerk geplanten Wasserfassung - wird die TIWAG Dotierversuche für die "Festlegung der Restwassermenge" durchführen. Eine Dammaufschüttung soll den Bach an dieser Stelle aufstauen; durch eine parallel zum Bachbett verlegte oberirdische Rohrleitung (dreisträngig) wird ein Teil des Wassers abgeleitet; in der Ausleitungsstrecke verbleiben verschiedene Wassermengen. Nach Beendigung der Versuche soll der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden.
"Restwasser" ist jene kärgliche Wassermenge, die auch nach Ableitung eines Gewässers noch im Gerinne bleiben sollen - als ökologisches Feigenblatt der Wasserverwerter. Und gerade im Winter ist jeder Liter umkämpft - haben da ja alle Flüsse und Bäche wenig Wasser, ganz besonders wenig unsere Gletscherbäche.
Im Tauernbach fließen ja im gesamten Winterhalbjahr nur neun Prozent seiner Jahreswassermenge; sollte das Kraftwerk tatsächlich errichtet werden, stünde es jeden Winter bis zu drei Monate lang still. Sogar die als durchaus kraftwerksfreundlich bekannten Beamten der Tiroler Landesregierung beurteilten im Vorjahr in einer internen Stellungnahme das Projekt geradezu vernichtend.
Dennoch aber - und trotz interner fachlicher Bedenken sogar innerhalb der TIWAG - muss dieses Sommerkraftwerksprojekt aufgrund massiven politischen Druckes weiter verfolgt werden.